Grasski-WM in Olesnice v Orlickych horach vom 06.-09.09.2007
Bericht von der
Grasski-Weltmeisterschaft
in Olesnice v Orlickych horach (CZE) vom 06.09. - 09.09.2007
von Franz Seiz
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Für mich erfüllte sich heuer der große Wunsch, in meiner Sportlerkarriere als Grasskiläufer nach der WM 2003 in Presolana (Italien) nochmals an einer Grasski-Weltmeisterschaft teilnehmen zu dürfen.
Zusammen mit Caroline Hertweck (Skiverband Schwarzwald), Anna-Lena Büdenbender, Michael Bernshausen, Benjamin Bennett und Florian Göldner (alle Westdeutscher Skiverband) durfte ich an meiner zweiten Weltmeisterschaft teilnehmen.
(Bildquelle: Hendrik Bernshausen)
von links: DSV-Referent für Grasski Manfred Stähle, Michael Bernshausen, Florian Göldner, Anna-Lena Büdenbender, Benjamin Bennett, Caroline Hertweck, Nationaltrainer Peter Stein und Franz Seiz vor dem Schloß in Nove Mesto nad Metuji
Zur Weltmeisterschaft vom 06.-09.09.2007 in Olesnice im ostböhmischen Adlergebirge nahe an der tschechisch-polnischen Grenze waren etwa 15 Grasskiläuferinnen und 65 Grasskiläufer aus 9 Nationen (Tschechien, Slowakei, Österreich, Schweiz, Italien, Iran, Japan, Taiwan und Deutschland) angereist. (Nebenbei bemerkt: Ich war bei weitem der äteste WM-Teilnehmer unter den Aktiven)
Ich selbst reiste wie die meisten deutschen Sportler bereits am 4.9. an. Wir waren zusammen mit dem japanischen Team und einigen iranischen Sportlern in einem sehr schönen neuen Hotel in Destne etwa 15km von Olesnice entfernt untergebracht.
Am Mittwoch, 5.9.07 konnten wir dann bereits das erste Mal auf dem Trainingshang in Olesnice neben der noch gesperrten WM-Piste ein dreistündiges intensives Training mit Nationaltrainer Peter Stein absolvieren. Das Wetter meinte es allerdings während der ganzen folgenden Tage gar nicht gut mit uns. Bei immer wieder heftigem Regen, starkem Wind und Temperaturen um 4 Grad fühlte ich mich bei diesem Training eher an ein Gletschertraining im Winter erinnert. Dennoch fühlte ich mich auf dem Hang und in den Trainingsläufen sofort wohl und hatte ein sehr gutes Gefühl für die Wettkämpfe.
Am Donnerstag, 6.9.07 geriet das offizielle Training wegen des starken Regens auch ziemlich durcheinander. Anstelle eines einstündigen Trainings für jede Nation mussten schließlich mehrere Nationen zusammen jeweils zwei Stunden trainieren. Hier durften wir dann auch den WM-Hang zum ersten Mal frei (ohne Stangen) befahren. Und hier konnten wir wirklich feststellen, dass die Veranstalter hier mit sehr viel Aufwand eine wirklich hervorragende WM-Piste vorbereitet hatten auf der es einfach nur Spaß machte zu fahren.
Am Donnerstag Abend fand dann auch die offizielle Eröffnungsfeier vor und in einem schönen alten Schloß in der nächst größeren Stadt Nove Mesto nad Metuji (Neustadt an der Matau) statt. Leider waren aufgrund des schlechten Wetters nicht sehr viele Zuschauer gekommen.
Für den ersten Wettkampftag am 7.9.07 war ein sehr dicht gedrängtes Programm angesagt. Es stand der Super-G und die Super-Combi (mit Super-G und Slalom) auf dem Programm.
An diesem Tag war es das erste Mal zwar trocken, doch blies der böhmische Wind am Start ziemlich heftig, so dass es schon schwer fiel, sich über die lange Wartezeit beim Start (bei über 80 Läufern) warm zu halten.
Im Super-G kam ich (mit einigem Respekt vor der hohen Geschwindigkeit) und einigen kleineren Fehlern auf Rang 48 (von 63 gestarteten Läufern) ins Ziel.
Franz im Super-G (Bildquelle: Hendrik Bernshausen)
Im anschließend gestarteten zweiten Super-G, der zur Super-Combi gehörte, versuchte ich dann die Korrekturen und Tipps von Nationaltrainer Peter Stein umzusetzen. Dies gelang mir zunächst mit einer couragierten und sehr ordentlichen Fahrt auch ziemlich gut bis ich dann mit dem Arm in einem Super-G Tor hängen blieb und ausgehebelt wurde, sodass ich im Steilhang stürzte und ausschied. Ich blieb dabei aber Gott sei Dank unverletzt.
Das herausragende Ergebnis aus deutscher Sicht lieferten hier Benjamin Bennet mit Platz 5 und Michael Bernshausen mit Platz 7 in der Super-Combi und Anna-Lena Büdenbender mit Platz 5 im Super-G und Caroline Hertweck mit Platz 7 in der Super-Combi, wenn auch die erhoffte Medaille für Anna-Lena Büdenbender noch ausblieb.
Am zweiten Wettkampftag am 8.9.07 stand der Riesenslalom auf dem Programm. Und auch an diesem Tag war es wieder kalt und regnerisch. Und es sollte sich zeigen, dass auch die bestens vorbereitete Piste bei starkem Regen einfach keinen 80 Läufern standhält. Die weiter hinten startenden Läufer fuhren meist nur noch auf schlammigen, rutschigem Untergrund.
Im ersten Durchgang des Riesenslaloms kämpfte ich mich noch relativ gut durch den Steilhang und kam dann aber im sehr flachen Teil der Piste beim Versuch, ein Schlammloch zumindest etwas zu umfahren, ziemlich von der Idealline ab, so dass ich dann bis ins Ziel bestimmt eine Sekunde im Flachen verloren hatte. Nach dem ersten Lauf lag ich auf Rang 53.
Franz im 1. Durchgang des Riesenslaloms (Bildquelle Hendrik Bernshausen)
Mit dem festen Vorsatz, hier noch ein paar Plätze gut zu machen, ging ich dann bei strömendem Regen im zweiten Lauf an den Start. Doch leider schaffte ich es hier nicht, auf dem sehr schnell und schwierig gesetzten Lauf, auf der wieder bereits sehr schmierigen Piste auf dem gedachten Kurs zu bleiben und rutschte an einem Tor in der Mitte des Steilhangs schließlich aus und kam zu Fall.
Sturz von Franz Seiz im 2. Lauf des Riesenslaloms (Bilderserie von Hendrik Bernshausen; Fotomontage: Franz Seiz)
Besser machte es aus dem deutschen Team vor allem Anna-Lena Büdenbender. Sie holte sich im Riesenslalom endlich die erhoffte Medaille und wurde Dritte. Und auch bei den Herren landeten Florian Göldner mit Platz 8 und Benjamin Bennett mit Platz 10 unter den Top Ten.
An diesem Tag fand dann auch noch die Siegerehrung für die ersten 3 Wettbewerbe und die Abschlussfeier im Schloss von Nove Mesto statt.
Am letzten Wettkampftag stand schließlich noch der Slalom auf dem Programm. An diesem Tag blieb es zwar einigermaßen trocken, aber sehr kalt und das Areal, in dem die Wettkämpfer ihre Fahrzeuge parkten hatte sich inzwischen in einer Schlammwüste verwandelt, in der etliche Fahrzeuge versumpften.
In den Slalom nahm ich ein gutes Gefühl aus den Trainingsläufen mit und hoffte, vielleicht hier zwei gute Läufe hin zu bekommen. Aber auch hier schaffte ich es nicht, auf dem schlammigen Untergrund die besichtigte Linie zu fahren. Nach mehreren Rutschern kämpfte ich mich zunächst zwar immer wieder ins nächste Tor, aber schließlich ging es nach einem weiteren Rutscher nicht mehr und fuhr an einem Tor vorbei und schied aus. Ähnlich ging es fast dem ganzen deutschen Team und auch vielen anderen. Der einzige Deutsche, der beide Läufe meisterte war Florian Göldner. Er landete auf einen sehr guten 9. Platz.
Franz im Slalom (Bildquelle: www.grasski.net)
Rein sportlich gesehen haben sich damit zwar meine Hoffnungen für diese WM nicht ganz erfüllt. Ich hätte mir schon gewünscht, dass ich zumindest noch in ein oder zwei Disziplinen mit guten Läufen ins Ziel komme und eine Platzierung unter 35 erreichen kann, aber so ist eben der Sport. Es klappt nicht immer. Und wenn man nichts riskiert, kann man in so einem Klasse-Feld auch nicht bestehen. Dennoch war für mich das Wichtigste, dabei zu sein, nochmals WM-Luft zu schnuppern, unverletzt zu bleiben, viel Spaß mit meinen Freunden aus dem Nationalteam zu haben und ein paar unvergessliche Tage miteinander zu verbringen. Und dieser Wunsch hat sich für mich trotz der widrigen Wetterverhältnisse in jedem Fall erfüllt. Und auch über die Ergebnisse der anderen deutschen Läufer kann man sich wirklich nur freuen.
Zurück in der Heimat wurde ich von einigen lieben Skifreunden aus der Skiabteilung um meinen Mitstreiter in Sachen Grasski, Fabian Grünwald, ganz herzlich mit Sekt und einem Fässchen Bier begrüßt und durfte auch gleich meine Erlebnisse von der WM Revue passieren lassen.
Begrrüßung durch die Skifreunde nach der Rückkehr von der WM (Bildquelle: Gabi Grünwald)
von links: Fabian Grünwald, Armin Betz, Franz Seiz, Irene Grünwald, Klaus Grünwald und Manuela Seiz
Als Fazit möchte ich Folgendes festhalten:
Die WM in Olesnice war für mich trotz des Sauwetters und der nicht ganz erfüllten sportlichen Hoffnungen ein Highlight in meiner Grasski-Karriere, an das ich mich bestimmt noch lange gerne erinnern werde.
Franz Seiz
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